Was ist EMDR überhaupt?
EMDR steht für Eye Movement
Desensitization and Reprocessing, was so viel bedeutet wie
Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen.
Das
zentrale Element ist eine wechselseitige Stimulation beider
Gehirnhälften durch die Bewegung der Augen, wechselseitiges Hören von
Tönen oder auch wechselseitige Stimulation durch Antippen.
Der
leider kürzlich verstorbenen EMDR-Entwicklerin Francine Shapiro haben
wir diesen (damals) völlig neuartigen Weg zu verdanken.
Über EMDR als Behandlungsmethode psychischer Traumata liegen derart beeindruckende klinische Studien vor (allein für 1990 bis 2010), als für jede andere psychotherapeutische Behandlungsform.
Seit
2006 ist diese Methode auch vom wissenschaftlichen Beirat für
Psychotherapie zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen
wissenschaftlich anerkannt.
Wie funktioniert EMDR?
Man
nimmt an, daß Hippocampus und Thalamus (Bereiche unseres Gehirns) eine
große Rolle spielen. Der Hippocampus ist für die Einordnung und
Speicherung unserer Erlebnisse zuständig. Diese werden ins Kurz- oder
Langzeitgedächtnis verschoben.
Der Thalamus überwacht, was
eingeordnet wird. Bei traumatischen Ereignissen wird aber zuerst eine
Überlebensstrategie in Gang gesetzt - man reagiert mit Flucht, Kampf
oder auch Erstarrung. Alles "Unwichtige" muss zurückstehen.
Das
führt dazu, daß es zu einer Art "Verdauungsstörung" im Gehirn kommt und
die Speicherung nicht richtig mit Ort und Zeit abgelegt wird. Dadurch
kommt es z.B. zu Reaktionen, als ob die Gefahr immer noch akut bestehen
würde, wenn durch einen ungefährlichen Reiz dieser ursprüngliche Moment
getriggert wird.
So wie wir durch die REM-Phasen (Rapid
Eye Movement) im Schlaf die täglichen Ereignisse "verdauen", kommt es zu
einer Neuverknüpfung und Verarbeitung im Gehirn, wenn die bilaterale
(wechselseitige) Stimulation in Verbindung mit der Erinnerung an das
belastende Ereignis erfolgt - und das im geschützten Bereich der Praxis.
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